Bewusster leben,  Lessons Learned,  Wachstum

Alles muss raus!

Brauche ich eigentlich alles, was ich habe? Weiß ich überhaupt, was ich über die Jahre angesammelt habe? Und warum ich all diese Dinge in der Schublade oder im Keller horte? Zu diesen Fragen haben mich ein ungeplanter Umzug und eine neue Wohnung geführt, die nicht die Staumöglichkeiten bietet, die ich bisher hatte. Und so kann ich – eine riesige Ausmistaktion später – all diese Fragen für mich persönlich mit einem klaren Nein beantworten. Was ich dabei noch gelernt und für mich entdeckt habe, teile ich in diesem Beitrag.

Ich hätte nicht gedacht, dass Ausmisten so einfach, aber am Ende auch so furchtbar zeitaufwendig ist – ich damit zahllose Wochen und Monate verbringen werde, wenn ich konsequent wirklich alles, was ich in meiner Wohnung und im Keller habe, auf den Prüfstand stelle. Denn ich fand in all meinen Kommoden, Schränken und Kartons viel, viel mehr, als ich erwartet hatte. Zwar strukturiert, gut sortiert und sicher verpackt, aber ohne aktuell erkennbaren Nutzen oder tatsächlichem Aufbewahrungssinn. So fiel mir loszulassen und mich von Vielem zu trennen gar nicht schwer – am Ende habe ich meinen Hausstand nahezu halbiert!

Erkenntnisse zwischen Gewürzschublade, Teelichthaltern und Pröbchen-Sammlung

 
Los ging‘s in der Küche…

Was für eine Sammlung an unterschiedlichen Tassen, Utensilien und Geräten, die ich quasi nie in Gebrauch habe. Oder doppelte Editionen an Geschirr, Gläsern und Aufbewahrungsdosen: Die zusammengestückelte Erstausstattung aus Studienzeiten, die dann über die Jahre durch Neukauf von Sets oder Geschenken immer mehr erweitert wurde. Von der Zahl der bunten Gläser aus den Aktionen einer Fastfoodkette will ich gar nicht erst anfangen… Ohne lange zu überlegen stand für mich fest: Ein Satz Gläser, Tassen, Geschirr reicht völlig aus – der Rest braucht eine neue Verwendung, die außerhalb meines Haushalts liegen wird. Und nein, ich habe in den letzten fünfzehn Jahre keine Gesellschaften für 20 Personen gegeben – ich brauche auch zukünftig kein Backup für solche Anlässe im Schrank! Sowas könnte ich, wenn benötigt, leihen.

Auch das Küchenzubehör habe ich kritisch hinterfragt und alles, für das ich keinen regelmäßigen Use Case habe, wurde aussortiert. Für Toasts einmal im Jahr oder Waffeln alle vier (wenn überhaupt) Küchengeräte im Schrank zu haben ist Platz- und Ressourcenverschwendung. Mein jährliches Sandwich und die Gelegenheits-Waffeln gibt’s auch ein paar Straßen weiter im Café. Dasselbe gilt für aussergewöhnliches Backzubehör und lustige Backformen – so selten, wie ich backe brauche ich nichts, was über den Standardkasten hinausgeht, geschweige denn Zubehör für sowas Aufwendiges wie Cake-Pops… Raus damit!

Nächste Station: Gewürzschublade. Wie viele Dosen Muskatnuss oder Kurkuma kann man eigentlich horten? Halt der Klassiker beim Einkaufen: Habe ich das im Haus? Zur Sicherheit lieber nochmal kaufen! Wird ja nicht schlecht… Doch, wird es! Auch mit Blick auf Tomatenmark-Tuben, Senfgläser und Co – hier gibt es ganz klar Optimierungsbedarf beim Einkaufsverhalten.

…weiter im Schlafzimmer

Hier wurde mir mein Ziel vom Schnitt des neuen Schlafzimmers, also dem in der neuen Wohnung, vorgegeben: Statt den bisherigen drei Metern gibt’s nur noch eineinhalb Platz für den Kleiderschrank und von zwei Kommoden passt auch nur eine ins Zimmer. Auf Basis von Marie Kondō’s Falten statt Stapeln habe ich zunächst die verbleibenden Schrankteile neu konfiguriert und damit platzoptimiert: Schubladen statt Kleiderstangen und Regalbretter, in denen Boxen es möglich machen meine gefaltete Kleidung übersichtlich einzuordnen. Lediglich meine Jacketts und gebügelten Blusen hängen noch – jedoch nur in dem Raum, den sie dafür längentechnisch tatsächlich benötigen.

Beim Aussortieren war ich gnadenlos: Was nicht mehr passte flog raus, was ich seit Jahren nicht getragen habe ebenfalls und auch, was ich nur noch zu Hause (oder zum Bulli basteln oder bei der Gartenarbeit oder zum „Streichen“,… – sprich all die Ausreden abgetragene Klamotten nicht auszusortieren) trage – zumindest bis auf zwei Outfits, die für diese Fälle bleiben durften.

Auch der Bettwäsche (die ich teils schon als Teenie hatte), alten Handtüchern (mit Werbeaufdrucken!) sowie der unendlichen Schal- und Handtaschenkollektion ging es an den Bestand. Unfassbar, dass ich nicht mal gemerkt habe, dass sich bei den Handtaschen ganz unten, denen aus Studizeiten, schon das Kunstleder auflöst. Verpackt aufbewahrt wurde all das gute, alte Zeug Umzug für Umzug mitgenommen und aufgehoben ohne zu merken, dass der Zahn der Zeit längst zugeschlagen hat. Aber ich hatte den Platz und die zusätzliche Kommode – wer hat schon leere Schubladen?

Das mag ich übrigens besonders am neuen System: Ich habe nicht nur Dinge ausgemistet, sondern auch Stauraum reduziert. Damit sind die Boxen und Schubladen voll – zwar mit bewusst gewählten Dingen, die ich wirklich brauche, trage und regelmäßig nutze. Aber so komme ich nicht in Versuchung, dass Neues dazukommt und sich leere Schubladen wie von Zauberhand über die Zeit füllen… 

Stauraumparadis: Bad, Abstellkammer und Keller

Was ein Sammelsurium an nie benutzten Kosmetikproben aus der Apotheke und Drogerien oder ausprobierte, aber dann nicht überzeugende Pflegeprodukte im Bad! Oder übrige Schrauben und Knöpfe, die man zur Sicherheit lieber aufhebt in den Regalen der Abstellkammer. Plastik- und Papiertüten, die man der Umwelt zuliebe bestimmt irgendwann nochmal wiederverwenden könnte. Blumentöpfe, die mit einem Gesteck drin in die Wohnung kamen oder geschenkt bekommene Teelichthalter und Porzellanfiguren on mass, die seit Jahren, manchmal Jahrzehnten sehnsüchtig auf ihren Deko-Einsatz warten… 

Ich hätte wirklich, wirklich nicht gedacht, das sich sooo viel Krempel, den ich vielleicht noch gebrauchen oder wiederverwenden könnte im Badschrank und der Abstellkammer versteckt. Auch hier ein klarer Schnitt: Alles, was ich nicht regelmäßig benutze wurde aussortiert!

Auch ein Knaller: Ein Keller voller Originalkartons (die sich bei den rund zehn Umzügen während und nach dem Studium als schnelle und sichere Unterstützung bewiesen hatten und daher gesammelt wurden) – dank bröckelndem Putz mittlerweile aber alle völlig am Ende. Was für ein Spiegel all der Dinge, die ich jemals gekauft habe, heute vielleicht schon gar nicht mehr habe. Ein Anhänger voller Altpapier, der auch für einen krassen Berg Konsum über die Jahre steht! Oder all die alten Laptops, Handys und Festplatten, die ich nachdem sie den Geist aufgaben, immer erst „richtig löschen“ wollte, bevor sie in den Elektromüll wandern. Also irgendwann…

Persönliches

Bei Büchern, Erinnerungen und Fotos habe ich schon vor vielen Jahren begonnen mich bewusst zu entschieden, was ich behalten möchte: Alles strukturiert im Regal oder fein säuberlich in stapelbare Boxen gepackt. Im Rahmen meiner jetzigen Aktion nehme ich mir allerdings vor, das alle drei Jahre nochmal durchzugehen und immer weiter zu reduzieren. Dafür steht noch ein Tipp aus dem Netz auf meiner Liste, den ich noch ausprobieren möchte: Fotos von Erinnerungen, gerade den sperrigen, machen und sie in einem Bildband aufbewahren statt in zahlreichen Kartons.

Meine Learnings

Während meiner Aussortier-Aktion habe ich mir ein paar Learnings für die Zukunft aufgeschrieben, um zu verhindern in alte Gewohnheiten zurück zufallen:

  • Ein Foto der Gewürzschublade bzw. des -schranks auf dem Handy haben, um Mehrfachkäufe bei – gerade selten verwendeten – Gewürzen zu vermeiden.
  • Keine neuen Teile kaufen, solange es nicht um Ersatz geht und/oder es einen regelmäßigen und alternativlosen Use Case gibt. Beispiel Küchenutensilien: Geschirr für eine 20-Personen-Gesellschaft kann ich beim Caterer leihen oder meinen selten auftretenden Sandwich-Hunger in einem Café stillen, statt ein Gerät dafür im Schrank zu haben.
  • Pröbchen in Geschäften und bei Apotheken freundlich ablehnen, da ich weiß, dass ich diese sowieso nicht benutze. Gleiches gilt übrigens für Aktionsware, wie die bereits erwähnten bunten Gläser einer Fastfoodkette oder Werbegeschenke.
  • Endlich die faltbare Tasche in die Handtasche packen, um nicht in Versuchung zu kommen Verpackungsmaterialien zu sammeln.
  • Selbst keine lieb gemeinten „Add-ons“ wie Teelichthalter oder Porzellanfiguren an Geschenke oder Karten kleben. Sowie vor dem eigenen Geburtstag und Weihnachten im Inner Circle streuen, dass Essbares, Trinkbares oder Verbrauchbares wie Seife perfekte „Add-ons“ für mich sind.
  • Steht ein Möbelstück und wackelt nicht, können die übrig gebliebenen Schrauben mit dem Originalkarton entsorgt werden oder wird ein Kleidungstück mit Knöpfen aussortiert, gehört dazu auch der Ersatzknopf.
  • Auf keinen Fall zukünftig beim Schrottwichteln teilnehmen. Dafür habe ich nichts mehr da und neuen Schrott möchte ich vermeiden *lach*

Und wohin damit?

Mein Wohnzimmer fungierte zunächst als eine Art Umschlagplatz. Hier sammelte ich alles, was raus sollte – aus allen Zimmern und Lebensbereichen. Da ich diesen Schnitt so nachhaltig wie möglich gestalten wollte, habe ich zunächst Familie, Freunde und Kollegen gefragt, ob sie etwas gebrauchen könnten. Und so wanderten übrige Gläser in Partykeller oder mein unbenutzter Toaster ersetzte einen geplanten Neukauf. Bücher zogen um in öffentliche Bücherschränke, Handtücher soll(t)en an ein Tierheim gehen (wobei zur Zeit meiner Aktion das Lager voll war – also steht’s aktuell doch wieder im Keller) und mit großartiger Unterstützung meiner Family wurden Spendenkisten gepackt für eine Organisation, wo wir sicher wissen, dass es ankommt oder auch Teile über die gängigen Online-Plattformen verkauft.

Für den Rest spielte ich einmal das Entsorgungs-Einmaleins durch: Was nimmt der Sperrmüll mit? Was muss ich zusätzlich anmelden? Wohin mit abgelaufenem Putzmittel, eingetrocknetem Nagellack, dem mitgebrachten Getränkekasten aus dem Urlaub, Gemüseerde aus den Balkon-Hochbeeten und leeren Campingkocher-Kartuschen? Wirklich Wahnsinn, was ich so ansammelt hatte, weil ich mir mit der Entsorgung unsicher war… An dieser Stelle ein Hoch auf und ein Dank an die mags hier in Mönchengladbach und ihre hilfsbereiten und gut gelaunten Teams am Telefon und bei den Wertstoffhöfen!

By the way Dank…

Bedanken möchte ich auch bei allen, die mit mir durch diese ungeplante Zeit gegangen sind, sich mit mir auf dieser Reise ausgetauscht haben und sich dabei auch mal mein Gejammer angehört haben, über all das, was bei Umzügen halt so schief geht. Bei denen, die meinen – liebevoll über die Zeit gesammelten – Dingen ein neues Zuhause und eine neue Verwendung geben. Sowie bei allen, die mich auf so unterschiedliche Art großartig unterstützt haben.

Heute bin ich dankbar für diesen ungeplanten Umzug, der mir nicht nur ein traumhaftes, neues Zuhause, sondern auch all diese Erkenntnisse und Learnings geschenkt hat. Ich habe meinen Hausstand nahezu halbiert und kann Silbermond an dieser Stelle völlig zustimmen: „Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“!

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