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Der Traum vom Schreiben

Beim Schreiben war ich schon immer mit dem Herzen dabei. Buchstaben sind mein Werkzeug, geben meiner Kreativität eine Ausdrucksform. Eine liebe Freundin hat mal über meine Texte gesagt, dass meine Sätze direkt aus der Seele kommen. Vielleicht ist das der Grund, warum mir damals nach dem Abi der Anknüpfungspunkt fehlte, diese Leidenschaft auch zum Beruf zu machen. Die Themen wollten einfach nicht so recht passen. Und so rückte mein Herzensthema für ein bisschen mehr als ein Jahrzehnt in den Hintergrund. Bis ich letztes Jahr erkannte, wie ich mit und durch Schreiben Reflexion, Struktur und persönliches Wachstum in meinen Alltag bringen kann. Was für ein tolles Geschenk, meinen Teenie-Traum doch noch mit dem Sinn zu füllen, den ich damals vergeblich gesucht hatte.

Vom Teenie-Traum zur Dokutante

Lässt sich schwer sagen, womit es anfing. Hatte mich als Kind Karla Kolumna inspiriert? War ich angetrieben von den guten Deutsch-Noten, die sich vom Rest der schulischen Leistungen abhoben – im Wirrwarr der Zukunftsplanung besser erstmal bei den offensichtlichen Stärken ansetzen? Also habe ich geschrieben, wann immer ich konnte: erst tonnenweise Briefe und ganze Freundschaftsbücher voll, dann bei der Schülerzeitung und als Freie Mitarbeiterin für den Lokalteil einer Zeitung. Wo es was zu Schreiben gab, ich meldete mich freiwillig. Schreib-Aufwand und Begeisterung dabei konstant steigend.

Auch wenn mich der Lokaljournalismus nicht wirklich vom Hocker riss, versuchte ich in die passenden Studiengänge zu kommen. Doch dafür hätten auch meine anderen Noten besser sein müssen… Germanistik und Fach X zu studieren schlug die Berufsberatung vor. Aber mir fehlte die konkrete Vorstellung davon, wie mein Leben nach dem Abschluss aussehen könnte. Damit konnte leider auch der Verantwortliche beim Infozentrum nicht helfen. Gleiches galt für seinen Alternativ-Vorschlag Deutschlehrerin (das wäre was geworden!). Also probierte ich in diversen Praktika aus, was passen könnte und bei einem Maschinenbauer machte es dann schließlich Klick: Schreiben mit Technik verbinden! Komplexe Sachverhalte einfach und verständlich erklären – das klingt doch nach einem Beruf, der meine Stärken mit Zukunftschancen (Hallo Sicherheitsbedürfnis!) verbindet. So also: Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Dokumentation und Kommunikation.

Nun jaaa, long story short: Ja, ich liebe meinen Aufgabenbereich! Ja, ich stecke da viel Herzblut und jede Menge Engagement rein! Aber nein, Schreiben gehörte nach dem Studium tatsächlich nie zu meinen Aufgaben…

Schreiben als Teil der eigenen Reflexion

Als ich letztes Jahr feststeckte, habe ich mir viele Gedanken zu meinem Leben und Arbeiten gemacht: Wer bin ich? Wo stehe ich? Wo will ich hin? Was und wie will ich arbeiten? Ganz automatisch habe ich dabei meine Leidenschaft wiederbelebt: ich habe einfach darüber geschrieben und geschrieben und geschrieben… Seite um Seite um Seite – jede freie Minute! Es war total faszinierend zu sehen, wie die geschriebenen Worte meine Gedanken, mein Innerstes sowie meine Erkenntnisse und Antworten sortiert haben. Einfach magisch! Ich hatte die Kraft des Schreibens für meine Selbstreflexion entdeckt…

Für meine Ergebnisse, also auch für diesen Text, brauche ich viele Stunden: nicht, weil mir die Worte fehlen, sondern weil ich beim Schreiben sehr intensiv nachdenke. Wenn ich in die Tasten haue, bringe ich die Gedanken und Diskussionen in meinem Kopf auf Papier bzw. auf meinen Bildschirm. So starte ich ins Blaue, denke nochmal nach, lösche einen Teil, der irrelevant oder mittlerweile überholt ist, überarbeite einen Satz, weil die Worte es noch nicht treffen, erweitere um einen Absatz mit neuen Perspektiven, die ich auf dem Weg entdeckt habe, recherchiere zwischendrin oder strukturiere alles um, weil ich zwischenzeitlich etwas erkannt habe. Am Ende steht dann mein ganz persönliches Denk-Ergebnis zum Thema: schwarz auf weiß und somit später nachvollziehbar. Und Spaß macht‘s obendrein!

Auch wenn ich nicht fürs Schreiben bezahlt werde bzw. es kein Bestandteil meines Jobs ist, so hat es diesen letztes Jahr doch sehr bereichert. Dass ich in meiner Freizeit über meine Werte, mein Führungsverständnis und meine beruflichen Erfahrungen geschrieben habe, brachte mich im beruflichen Kontext wirklich weiter. Wo komme ich her? Warum bin ich, wie ich bin? Auf was reagiere ich wie und vor allem warum?

Intention dieses Blogs

Bevor ich mich dazu entschieden habe, meine Texte zu veröffentlichen bzw. diesen Blog zu erstellen, habe ich lange nachgedacht: Braucht die Welt noch einen Blog? Meinen Blog? Was sind Beiträge, mit denen ich auch wirklich etwas beitragen kann? Interessiert oder hilft das tatsächlich jemand? Und schlussendlich ist mit persönlichen Beiträgen sichtbar werden auch nicht gerade die leichteste Übung…

Ich möchte mein Umfeld, im Moment vor allem bei der Arbeit, dafür begeistern neue Dinge (Themen, Arbeitsweisen/-methoden, Tools, etc.) zu entdecken, kennenzulernen oder auch mal auszuprobieren. Im Teilen von Beiträgen sehe ich eine gute Möglichkeit dazu. Es selbst offen zu leben, über den Tellerrand und in die Zukunft zu schauen und so voller Neugier, voller Freude zu lernen und zu wachsen. Vielleicht ist ja ein guter Impuls dabei, der auch Anderen weiterhilft? Also raus aus der eigenen Komfortzone!

Für mich ist Selbstreflexion essentiell. Wie viele Baustellen hätten wir alle weniger, wenn Jeder mal bei sich selbst anfangen würde? Vielleicht kann ja das offene Teilen meiner Ergebnisse einen Beitrag leisten? Ermutigen mal hinzuschauen, diese Zeit zu investieren?

Und natürlich ist da auch noch mein im Januar gestartetes Abenteuer Teilzeit als Führungskraft. Was ich damit erreichen möchte – meinen Startpunkt – habe ich in meinem Beitrag 4-Tage-Woche, ich komme! beschrieben. Doch wie nachhaltig ist etwas, wenn die Lessons learned nicht geteilt werden? Vielleicht kann ich auch hiermit ermutigen, Dinge auszuprobieren, neue Wege zu gehen? Dabei zeigen, dass neue Arbeitsmodelle sinnvoll sind bzw. darstellen unter welchen Voraussetzungen?

Dieser Blog ist aber auch für mich persönlich ein wichtiger Teil meiner Lernreise. Quasi der Rahmen meiner Retrospektiven. So bin ich darauf fokussiert regelmäßig, sinnbringende Beiträge anzubieten. Zudem arbeite ich im Zuge meines aktuellen WOL-Circle an meiner Sichtbarkeit – auch hier bietet der Blog neue Möglichkeiten. Und mal ganz ehrlich: wenn man stundenlang vor dem Rechner saß, ist es auch schön, das Ergebnis teilen zu dürfen.

Was wäre das Leben ohne Träume?

Mein Teenie-Traum vom Schreiben, der sich über die Jahre hinweg auch immer wieder aufs Visionboard gemogelt hat, hat sich also tatsächlich doch noch erfüllt. Nicht, wie ich das erwartet hättet und nicht, wie der Berufsinfo-Herr es beim Amt aufs Papier gemalt hatte – nein, viel besser! Denn genauso will ich schreiben: frei von der Seele und über Dinge, die mich berühren, begeistern und wachsen lassen. Und die so vielleicht auch Andere inspirieren…

Und ich träume weiter… Kennt ihr diese fixen Ideen, die Spinnerein im Übermut, die nicht ganz ernst gemeinten Punkte auf der Bucketlist? Bei mir ist das ein Buch zu veröffentlichen. Noch ein Grund mehr hier im Blog fleißig das Schreiben zu üben!